Mittendrin in Aschau
Pater Claudius geht neue Wege
Nach über 45 Jahren in Benediktbeuern ist Pater Claudius Amann dieses Jahr nach Aschau am Inn umgezogen. Mit einem weinenden Auge? Natürlich. Doch der Wechsel sei spannend und sinnvoll, sagt er. Seine neue Aufgabe ist die des Direktors der dortigen Salesianergemeinschaft: „Das ist wie in einer Familie – allerdings in einer großen: Zwölf Brüder leben in Aschau Waldwinkel, drei weitere im Wallfahrtsort Vilsbiburg. Wir helfen uns alle gegenseitig, besuchen auch unsere Mitbrüder, die in einer nahegelegenen, übrigens sehr schönen Pflegeeinrichtung leben. Als Direktor ist man so etwas wie der Familienvater: Ich organisiere, koordiniere und kümmere mich, dass alles funktioniert: Jemand braucht eine Fahrt in den Nachbarort, ein anderer ist vielleicht bettlägerig und braucht deshalb mehr Zuwendung.“
Alle Aufgaben rund um die Don Bosco Stiftung und die Don Bosco Stifterfamilie hat er mitgenommen: Hier ändert sich also nichts. Doch auch seine neuen Aufgaben sind enorm wichtig. Als Seelsorger ist er für die Jugendlichen als auch für die Mitarbeitenden da. Zudem hat es in der Einrichtung einen Leiterwechsel gegeben und Pater Claudius wurde in das Leitungsteam geholt. Auch in der Berufsschule ist er gefragt – als Lehrer für Religionsunterricht. „Das ist richtig gut, denn so komme ich mit den jungen Leuten in Kontakt. Wenn ich jetzt – nach nur wenigen Monaten – über den Hof laufe, treffe ich viele Jugendliche, die mich schon kennen. Natürlich bleibe ich immer stehen, um ein Schwätzchen zu halten.“
Die Einrichtung Aschau/Waldwinkel ist eine Ausbildungsstätte für junge Menschen, die durch psychische Behinderungen besondere Aufmerksamkeit brauchen. 200 Ausbildungsplätze in über 30 Berufen gibt es. Wer hier eine Ausbildung machen will, braucht einen sogenannten Reha-Status. Ein autistischer Jugendlicher ist beispielsweise dabei – gewieft, schlau und sozial gehandicapt. Ein anderer redet nicht, obwohl er könnte. Jene Jugendliche, die nicht bei ihrer Familie sein können, leben im Internat auf dem Don Bosco Gelände. „Da wird gefeiert, da fiebert man mit, wenn die Fußballmannschaft gewinnt, da backt man Kuchen oder hat Stress mit Freunden und der Liebe – wie überall bei jungen Leuten“, beschreibt Pater Claudius das Zusammenleben der Jugendlichen.
Die Auszubildenden in Waldwinkel schließen ihre Ausbildung mit Gesellenbrief ab oder als „Fachpraktiker“, bei denen mehr Wert auf Praxis gelegt wird als auf Theorie. In umliegenden Unternehmen machen viele von ihnen ein Praktikum. „Das Höchste ist es, wenn ihnen dort gesagt wird, dass man sie hundertprozentig übernehmen wird, sobald sie den Berufsabschluss geschafft hätten. Eine unheimlich wichtige Erfahrung.“ Natürlich ist die Betreuung in Waldwinkel nur mit hohem personellem Aufwand zu gewährleisten und die Mitarbeitenden brauchen maximale soziale Kompetenz. „Hier wird ein großes Rad gedreht“, ist Pater Claudius beeindruckt. „Hier steht der Jugendliche und sein Weiterkommen wirklich im Mittelpunkt. Und ich lerne die ganze Zeit dazu.“
Fotos: Don Bosco Aschau