Don Bosco Stifterfest 2025

Veröffentlicht am: 16. Mai 2025

Begegnungen, Einblicke und Impulse aus Benediktbeuern 

Projekte, die Hoffnung machen! Vom bewegenden Bericht über das Leben in Palabek bis hin zu jugendlicher Bühnenkraft bei Chemnitz Moves war das Stifterfest am 9./10. Mai 2025 in Benediktbeuern ein Fest des Miteinanders und der Ermutigung von und für Menschen, die sich engagieren. Ganz unter dem Motto: Machen ist wie wollen, nur krasser. 

Hoffnung säen, Zukunft gestalten 

Wie viel Kraft kann ein einzelner Mensch ausstrahlen? Wie viel Hoffnung inmitten von Not weitergeben? Der erste Abend des Stifterfests gab in der Person von Pater Ubaldino Andrade SDB eine beeindruckende Antwort. Unter dem Motto „Hoffnung säen, Zukunft gestalten“ berichtete er im Kamingespräch über sein Leben und Wirken in der Flüchtlingssiedlung Palabek im Norden Ugandas. Moderiert wurde der Abend von Dr. Nelson Penedo, Geschäftsführer der Don Bosco Mission. 

Dort, wo über 80.000 Geflüchtete vor allem aus dem Südsudan und aus der Demokratischen Republik Kongo Zuflucht gefunden haben, ist er rund um die Uhr präsent – als Seelsorger, Begleiter, Lehrer, Ausbilder, Zuhörer. Und vor allem: als Mensch mit unerschütterlichem Optimismus. Sein Lachen und seine Energie prägten den Abend in Benediktbeuern und berührten die Gäste tief.  

Palabek sei kein Flüchtlingslager mit Zäunen und Wachposten, betonte Pater Ubaldino, sondern eine Siedlung, in der jede Familie eine Parzelle Land erhält. Ein Ort der Würde, trotz großer Not. Das große Problem sei das Fehlen von sinnvollen Aufgaben, von Ausbildungsmöglichkeiten, Zukunftsperspektiven und Entwicklungschancen. Die Zeit vergehe langsam in Palabek, wenn man nichts zu tun hat.  

Seit 2017 engagieren sich die Salesianer Don Boscos in Palabek. Das Besondere an ihnen ist, dass sie nicht nur zum Arbeiten in die Siedlung kommen, sondern gemeinsam mit den geflüchteten Menschen dort leben. „Für uns ist Palabek wie Valdocco für Don Bosco“, so Pater Ubaldino. Die Salesianer bauen Schulen und Ausbildungszentren – auch für die zahlreichen Kinder mit Handicap. Sie schaffen Gemeinschaftsräume, fördern Sport- und Kulturangebote.  

„Heimat ist dort, wo die Menschen sind, die ich liebe.“ Diese Worte Pater Ubaldinos fassten seine Haltung zusammen. So sei Palabek für ihn keine Zwischenstation, sondern seine Heimat. Nicht, weil dort alles gut ist. Sondern weil dort Menschen sind, die ihn brauchen – und die er liebt.  

Besonders eindrücklich schilderte Pater Ubaldino die Geschichte der jungen Mutter Gladys, die mit ihrem zweijährigen Sohn in Palabek lebt. Trotz schwerer traumatischer Erlebnisse kämpfte sie für ein besseres Leben – bei den Salesianern absolvierte sie die Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin und hat mittelweile ein gute Anstellung gefunden. 

Pater Ubaldino schloss das Podiumsgespräch mit einer Einladung: Wer sich in Palabek gemeinsam mit den Salesianern engagieren wolle, sei herzlich willkommen. Der Abend war ein eindrücklicher Appell an unser alle Engagement und ein bewegender Auftakt des diesjährigen Stifterfests. 

Machen ist wie wollen, nur krasser 

Mit einem humorvollen Zitat eröffnete Pater Claudius Amann SDB als Vorstandsvorsitzender der Don Bosco Stiftung den zweiten Tag des Stifterfests: „Machen ist wie wollen, nur krasser.“ Dieser Spruch träfe seiner Meinung nach den Nerv des Treffens: Denn in Benediktbeuern versammelten sich Stifterinnen und Stifter, Förderer, Projektleiterinnen, Übungsleiter und Salesianer – Menschen, die nicht nur über gute Absichten reden, sondern konkret handeln. Menschen, die machen

Pater Stefan Stöhr SDB gab anschließend einen Einblick in die strategische Ausrichtung der Salesianer Don Boscos. Er bat auch Wolfgang Altenrath als Vertreter der PAX Bank auf die Bühne. Dieser informierte über den Don Bosco Stiftungsfonds, in dem das Stiftungsvermögen der Don Bosco Stiftung und der Treuhandstiftungen unter ihrem Dach investiert ist. Dabei gelang es ihm, dieses scheinbar trockene Thema lebendig zu vermitteln – noch dazu mit erfreulichen Zahlen, die dem Stifterfest einen zusätzlichen positiven Impuls verliehen. 

 

Familiensache  

Ein besonders herzlicher Moment des Stifterfests war den Stifterinnen und Stifter gewidmet, die im letzten Jahr eine Stiftung gegründet haben. Provinzial Pater Reinhard Gesing SDB übernahm es persönlich, sie in der Stifterfamilie zu begrüßen – eine Geste der Wertschätzung für alle, die durch eine Stiftung jungen Menschen neue Perspektiven ermöglichen. Wie spürbar die Stiftungsgelder helfen, erlebe er bei seinen Besuchen in salesianischen Einrichtungen immer wieder, berichtete Pater Gesing – Projekte werden möglich, die sonst undenkbar wären. Er wisse aber: Wer gibt, der empfängt auch. „Ich wünsche den Stiftern, dass sie das immer wieder erfahren können“, sagte er. „Wer gibt, wird reicher – bestimmt nicht finanziell, aber im Herzen.“  

 

 

Baustelle Leben 

Das Salesianum mitten in München ist für rund 100 Jugendliche ein Zuhause auf Zeit. Unter dem Titel „Baustelle Leben“ gaben Sozialpädagogin Anna-Lena Koalick, Pastoralbeauftragte Martina Edenhofer und Übungsleiterin Anne Bielmeier Einblicke in ihre Arbeit. Der Titel war bewusst doppeldeutig gewählt: Im Salesianum wird aktuell tatsächlich gebaut – neue Gruppenräume entstehen, Räume der Begegnung und Entwicklung. Doch ebenso war die innere Baustelle vieler Jugendlicher gemeint: Situationen des Abbruchs, der Orientierungslosigkeit, des Neubeginns – manchmal noch wie ein Rohbau, bei dem sich schwer sagen lässt, was einmal entstehen kann.  

Ein eigens produzierter Film zeigte eindrucksvoll, was mit Unterstützung der Stifterfamilie möglich wird: Jugendliche und Mitarbeitende der Wohngruppen kamen zu Wort und machten deutlich, wie sehr die tägliche Begleitung, die Ausbildung und das Miteinander ihr Leben verändert haben. Martina Edenhofer brachte es auf den Punkt: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Das Salesianum – das ist so ein Dorf.“ Dort treffen sich etwa ein junger Geflüchteter aus Somalia und ein Brauer-Azubi aus Niederbayern beim Fußball. Sprache? Erst einmal nebensächlich. Gemeinschaft? Unverzichtbar.  

Wie wichtig der Sport für die persönliche Entwicklung vieler Jugendlicher ist, schilderte Übungsleiterin Anne Bielmeier: „Zuerst machen die Jugendlichen nur nebeneinander Sport – doch schon bald feuern sie sich gegenseitig an. Es geht nicht nur ums Gewinnen, sondern darum, an sich selbst zu arbeiten und zu wachsen.“ 

Es ist immer ein Höhepunkt auf dem Stifterfest, wenn auch Jugendliche selbst zu Worte kommen: Linus Melu (19) aus Nigeria und Sajad Qasemi (18) aus Afghanistan erzählten eindrucksvoll von ihrem Weg.  

Linus macht eine Ausbildung zum medizinischen Fachangestellten in der Rehabilitationsmedizin. Einst wollte er Arzt werden. Doch weil das Medizinstudium zu teuer war, begann er mit Pharmazie – und zwar in der Ukraine. Von dort musste er 2023 vor dem Krieg fliehen. Er kam nach Deutschland und musste sich hier wiederum auf viel Neues einstellen. Die größten Herausforderungen waren die deutsche Sprache und die Zeugnisanerkennung. Nun hofft er, dass alles bald gut läuft. „Das Salesianum hat mir bei allem geholfen. Mein Stipendium war weg, mein Studienplatz auch. Ich musste viel aufgeben – aber jetzt läuft es wieder.“ 

Sajad lebt seit 2020 im Salesianum, besucht die 10. Klasse und bereitet sich derzeit auf Prüfungen vor. Er berichtet von schwierigen Zeiten: „Als ich herkam, musste ich wegen Corona wochenlang in Quarantäne – immer allein, ich hatte Depressionen. Im Salesianum war alles sehr fremd – erst eine Freizeit an den Chiemsee gemeinsam mit seiner Gruppe gab ihm neue Zuversicht. Eine Betreuerin begleitete ihn „wie eine Mutter“. Sie half, wenn die Herausforderungen zu schwer wurden. Überrascht hat ihn damals, dass er gebeten wurde, als Gruppensprecher in den Wohngruppen mitzuhelfen – heute ist er Jungendvertreter der deutschen Provinz. „Ich habe im Salesianum einen neuen Lebensanfang geschafft.“  

Chemnitz Moves  

Was entsteht, wenn Tanz, Musik und Zirkus auf junge Menschen treffen, die bisher kaum gesehen wurden? Wenn „C the Unseen“, das Motto der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz, plötzlich ganz konkret wird? Dann entsteht ein Projekt wie Chemnitz Moves. Dr. Nelson Penedo, Geschäftsführer der Don Bosco Mission Bonn, und Sebastian Schmidt, Einrichtungsleiter von Don Bosco Sachsen, stellten dieses eindrucksvolle Vorhaben vor, mit dem sich die Jugendlichen von Don Bosco Sachsen am Kulturhauptstadt-Programm beteiligen. Ziel ist es, Jugendlichen aus herausfordernden Lebensumständen die Möglichkeit zu geben, auf großer Bühne aufzutreten – mit Tanz, Musik und Zirkuskunststücken – vor Hunderten von Zuschauer:innen.  

Mit einem Augenzwinkern präsentierte Sebastian Schmidt zunächst seine Heimatstadt als „Stadt der Thermoskanne“ – um dann umso ernsthafter auf das Engagement der Salesianer Don Boscos in Chemnitz einzugehen. Er zeigte Fotos aus der täglichen Jugendarbeit, darunter zwei junge Frauen in Ausbildungssituationen: die eine ist heute Ausbilderin, war aber selbst einst Bewohnerin einer Don-Bosco-Einrichtung. Fotos vom ersten „Chemnitz Moves“-Workshop bebilderte die mitreißende Kraft: Ein „Menschenmonster“, gebildet aus Jugendlichen, die sich gegenseitig berühren und stützen – mittendrin ein Mädchen, das normalerweise keinen Körperkontakt zulässt, nun strahlend inmitten der Gruppe. Oder auf einem weiteren Foto eine Profi-Musikerin, die mit einem Jugendlichen mit Down-Syndrom gemeinsam singt – Begegnung auf Augenhöhe.  

Eine Bühne für die Unbeachteten: Das Projekt Chemnitz Moves steht in der Tradition von Beethoven Moves – einer Produktion der Don Bosco Mission Bonn, bei der vor drei Jahren eine Gruppe kolumbianischer Jugendliche aus problematischen Milieus gemeinsam mit deutschen Jugendlichen eine Performance in Bonn einstudierten und aufführten. Übrigens: „Move“ steht für: Music overcomes violence and exclusion. Große Bühne, große Wirkung!  

Am 22. November wird Chemnitz Moves in der Alten Fabrik in Chemnitz zur Aufführung kommen – mit rund 700 erwarteten Gästen. Zur entsprechenden Stifterreise wird demnächst separat eingeladen.  

Zum Stiften motiviert 

Manchmal entsteht der Vorsatz, eine Stiftung zu gründen, während eines guten Gesprächs unter Freundinnen. So berichteten es Dr. Agnes Fischer und Mariele Schedl. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren, eine gemeinsame Wanderung auf dem Jakobsweg ließ sie noch enger zusammenrücken. Unterwegs äußerte Mariele Schedl, sie wisse noch nicht, wie sie ihren Nachlass gestalten könnte. „Oh, da kann ich helfen!“, konterte Agnes Fischer und erzählte übers Stiften mit Don Bosco. Sie traf einen Nerv, und für Mariele Schedl war schnell klar, dass auch sie eine Stiftung gründen wollte. 

Agnes Fischer erinnerte an ein Lebensmotto ihres Vaters: „Tue Gutes und erzähle davon.“ Das gelte auch fürs Stiften. „Wir sollten mehr nach draußen gehen mit dieser guten Idee.“ Mariele Schedl ergänzte: „Mein Nachlass soll wirken – und zwar so, wie es meinen Vorstellungen entspricht.“ Die Jugendarbeit der Salesianer Don Boscos sei ihr aus vollem Herzen sympathisch. „Ich bin sehr froh, dass ich jetzt weiß, wohin mein Vermögen geht.“ 

Freiwillig in Georgien 

Wie verändert ein Freiwilligendienst die Sicht auf das Leben? Davon berichtete Don Bosco Volunteer Miriam Reimer im Gespräch mit Niklas Gregull, Referent für Freiwilligendienste. „Ich wusste nicht mal, wo Georgien liegt,“ sagte Miriam – und genau das machte es für sie spannend. Nach einem Video-Gespräch mit einer Don Bosco Schwester, die von der Herzlichkeit der Menschen erzählte, entschied sie sich spontan für den Einsatz. Trotz der Nähe zum Ukrainekrieg reiste sie nach Tiflis – 2.700 Kilometer Luftlinie von Benediktbeuern entfernt. Der Start war herausfordernd: Hitze, fremde Sprache, Unsicherheit. „Aber die Früchte schmeckten besser als in Deutschland.“ Und vor allem: Die Menschen begegneten ihr offen. Oft halfen ihr die Jugendlichen mehr, als sie selbst helfen konnte. „Ich hatte wohl doch Vorurteile – und musste sie revidieren.“ Was Miriam getragen hat, war ihr Glaube. „Er hat sich dort sehr verändert und gefestigt.“ Dieses Jahr fährt sie erneut nach Georgien – in Freundschaft verbunden und mit einem gewandelten Blick auf die Welt. 

Niklas Gregull betonte: „Wir kennen jeden Volunteer persönlich und haben auch Kontakt mit den jeweiligen Einrichtungen weltweit. Die Zuordnung, wer wohin kommt, ist wie Matchmaking.“ Viele Freiwillige engagieren sich auch weiterhin ehrenamtlich, und manche arbeiten sogar später bei Don Bosco.  

Klang und Kloster 

Wer am Nachmittag noch Energie hatte, konnte sich mit Pater Heinz Menz SDB auf eine besondere Entdeckungstour durch das Kloster Benediktbeuern begeben. Noch immer rufen zahlreiche Baugerüste die Erinnerungen an den Hagelsturm 2023 wach. Und doch: Hinter jeder Ecke spürt man Geschichte, Gemeinschaft und geistliches Leben. 

Für heitere Töne sorgten durch das gesamte Stifterfest auch dieses Jahr die Giovanninis. Die Band fand sich in Benediktbeuern zusammen – und begeisterte auch dieses Jahr wieder mit jugendlichen Klängen und ansteckender Spielfreude.  

Übrigens: Nächstes Jahr feiert das Don Bosco Stiftungszentrum 25-jähriges Bestehen! Wir freuen uns auf das Jubiläumsjahr und auf das nächste Wiedersehen – vielleicht bei einer der Stifterreisen, bei der Adventsfeier oder beim nächsten Stifterfest am 8./9. Mai 2026.  

Interessierte, die Don Bosco oder die Möglichkeiten des Stiftens und Förderns kennenlernen möchten, sind zu den Veranstaltungen sehr willkommen!  Informationen und Anmeldung bitte über das Don Bosco Stiftungszentrum. 

Fotos: Klaus D. Wolf